Das Märchen vom "Alleskleber"
Man findet sie immer wieder in Werbeprospekten und sieht im Fernsehen Spots: ALLESKLEBER.
Der Name suggeriert mir als geneigtem Kunden, dass egal was ich miteinander verkleben möchte, es mit diesen Superprodukten gar kein Problem ist. In einem ausgewählten Werbetext eines namhaften Herstellers heißt es dann auch beispielsweise: „Der Alleskleber klebt schnell und dauerhaft viele Materialien.“
Ja,…viele Materialien ist allerdings nicht alles. Der Name lautet „Alleskleber“. Zusätzlich steht meist noch dabei: „…nicht geeignet für Styropor, PE, PP,…“. Ich wiederhole mich, der Name lautet: „ALLESkleber“. Ich möchte hier jetzt keine Produktschelte betreiben oder Ähnliches, das sind alles top Klebstoffe. Aber eben keine Alleskleber.
Adhäsion
Einen solchen Klebstoff, der wirklich alles miteinander verkleben kann, kann es rein chemisch schon gar nicht geben. Generell funktioniert „das Kleben“ so, dass sich zwei Oberflächen mit Hilfe eines Klebstoffes möglichst dauerhaft verbinden. Jede Oberfläche und sei sie für das menschliche Auge auch noch so glatt, hat mikroskopisch kleine Vertiefungen. In eben diese Vertiefungen setzt sich der Klebstoff und verzahnt sich mit dem Material. Der Fachbegriff dafür ist Adhäsion.
Somit kann man ganz oberflächlich sagen, je rauer die Oberfläche, desto besser die Verzahnung mit dem Klebstoff und somit auch der Halt am Material. Zudem hat jeder Stoff eine Oberflächenenergie, die Einfluss darauf hat, wie sich ein Klebstoff auf der Oberfläche verteilen kann. Metalle haben im Regelfall eine gute Oberflächenenergie.
Bei einigen Kunststoffen, wie bei PE, PP oder PTFE, ist die Oberflächenenergie dagegen sehr gering und der Klebstoff kann sich mit der Oberfläche nicht richtig verbinden.
Kohäsion
Der Klebstoff verfügt auch noch über eine innere Festigkeit, die sogenannte Kohäsion. Sie zeigt, wie hart der Klebstoff wird, wenn er ausgehärtet ist. Viele Klebstoffe werden so hart und haben eine so gute Verzahnung mit dem verklebten Material, dass eher das Material bricht, als der Klebstoff.
Die Oberfläche bestimmt die Wahl des Klebstoffes
Es gibt auf der Welt tausende verschiedener Materialien, die mittlerweile miteinander und untereinander verklebt werden. All diese Materialien haben eine eigene Oberflächenstruktur. PTFE zum Beispiel ist extrem glatt, im Gegensatz zu blankem Stahl.
Somit kann es auch nicht einen Klebstoff für alles geben, da zum Beispiel ein dickflüssiger Klebstoff gut in grobe Oberflächenvertiefungen eindringt, aber in Feine nicht so gut. Sehr flüssige Klebstoffe fließen zwar gut in jede kleine Ritze, aber sind unter Umständen zu flüssig für große Vertiefungen und saugende Oberflächen, wie beispielsweise Holz. Auch gibt es Klebstoffe, die zur Reaktion (Aushärtung) einen Metallkontakt benötigen.
Das stellt ein Problem dar, wenn beispielsweise zwei Kunststoffe miteinander verklebt werden sollen. Kunststoffe sind generell eher schwierig zu verkleben. Aber für nahezu jeden Bereich gibt es spezielle Klebstofflösungen – den einen Klebstoff, der wirklich alle Materialien verkleben kann, gibt es jedoch nicht.
Vorbehandlung der Oberflächen
Wie bereits erwähnt, ist es für eine Verklebung gut, wenn die Oberfläche rau ist, um eine gute Verzahnung zu erreichen. Das Aufrauen einer Oberfläche vor der Verklebung ist daher meistens nicht schlecht.
Was allerdings immer ganz wichtig ist, ist das Reinigen. Um eine möglichst gute und haltbare Klebung zu bekommen, müssen beide Teile sauber und vor allem fettfrei sein. Das steht im Übrigen auf fast jeder Klebstofftube, egal von welchem Hersteller und für welchen Zweck.
Jeder Schmutzpartikel, der auf der Oberfläche verbleibt, wird mit verklebt und trennt den Klebstoff vom eigentlichen Material. Somit kann es bei schlechter oder gar keiner Reinigung passieren, dass der Dreck hervorragend an der Oberfläche klebt, nicht jedoch das eigentlich zu verklebende Teil.
Die als Alleskleber angepriesenen Klebstoffe verkleben sehr viele Materialien miteinander. Vor allem im Do-it-yourself Bereich. Aber alles… – das schafft kein Klebstoff der Welt.
2 Comments
Danke für die Erklärung. Alleskleber hört man ja immer wieder. Ich habe mich aber auch schon länger gefragt, ob das wirklich stimmt. Zumindest als ich jünger war, hatte ich so meine Probleme mit dem Verkleben von verschiedenen Sachen…
Es freut uns, dass wir dir weiterhelfen konnten. Vielleicht interessieren dich ja auch unsere weiteren Beiträge in der Rubrik Wissenswertes wie Kleben ist nicht gleich Kleben oder Oberflächenvorbehandlung – Die Kunst des Reinigens.
Viele Grüße
dein WEICON-Team